Ergebnisse der Bürgerbefragung 2022 – Eine Grundlage für den Landesnahverkehrsplan
Grundidee und Fragestellung
Für die Erstellung des Landesnahverkehrsplans Rheinland-Pfalz ist es wichtig, neben der Beteiligung der Vertreter von Politik und der fachlichen Institutionen, auch die Bürgerinnen und Bürger des Landes Rheinland-Pfalz einzubeziehen.
Aus diesem Grund wurde im Juni und Juli 2022 über das Internet eine großangelegte Befragung und Beteiligung aller Interessierten durchgeführt. Jede Person hatte so die Möglichkeit, Ihre Ideen und Erfahrungen zu äußern. Ziel war es, Themenfelder zu erkennen, die im Landesnahverkehrsplan zu berücksichtigen sind.
Gefragt wurde unter anderem nach:
- Themenfeldern im ÖPNV des Landes Rheinland-Pfalz mit dem dringendsten Handlungsbedarf
- Begründungen für die Auswahl der dringendsten Themenfelder
- Information zur momentanen Pkw-Verfügbarkeit der Befragten
- Informationen zu Alter, Geschlecht und Postleitzahl
Ergebnisse
Insgesamt haben sich ca. 3.300 Personen aus Rheinland-Pfalz an der Befragung beteiligt. Davon kamen rund 80 % der Antworten aus dem ländlichen Raum und rund 20 % aus den Städten. Dies entspricht in etwa auch der Verteilung der Einwohnerinnen und Einwohner in Rheinland-Pfalz auf die Städte und den ländlichen Raum.
Rund 62 % der Beteiligten können uneingeschränkt auf einen Pkw zurückgreifen; haben also eine Alternative zum ÖPNV vor der Haustür stehen. Nur 13 % der Beteiligten haben nahezu keine Möglichkeit als potenzielle Alternative zum ÖPNV auf einen Pkw zurückzugreifen.
Für die Beantwortung der Frage nach dem Themenfeld mit dem dringendsten Handlungsbedarf wurden 9 Antworten zur Auswahl gestellt. Dabei entfielen die meisten Antworten (37 %) auf das Themenfeld „Nahverkehr auf dem Land“, gefolgt von den Themenfeldern „Bahnangebot“ mit 19 % und „Ticket und Preise“ mit 17 %. Weitere Themen mit einer nennenswerten Anzahl von Antworten waren das Busangebot in Rheinland-Pfalz und die Verknüpfung der Fahrpläne.
Werden die Gründe betrachtet, die hinter der Auswahl des aus persönlicher Sicht wichtigsten Themenfelds stehen, so wird im Verkehrsangebot der dringendste Handlungsbedarf gesehen. Exemplarisch werden für das Themenfeld „Nahverkehr im ländlichen Raum“ die sich aus der Befragung ergebenden Themenfelder dargestellt. Über die Hälfte der Antworten beschäftigen sich mit dem Thema „Angebot“ (57 %), gefolgt von „Reisezeit“ (17 %) und „Betriebszeiten“ (8 %).
Doch was verbirgt sich nun konkret hinter den drei Begriffen? Was sind Kritikpunkte? Von den Bürgerinnen und Bürgern wurden folgende Rückmeldungen gegeben:
- kein Angebot zwischen kleineren Gemeinden
- kein Angebot außerhalb des Schülerverkehrs
- kein ausreichend vertaktetes Angebot im Regionalbus
- keine Möglichkeit, den ÖPNV am Wochenende zu nutzen
- kein Fahrtangebot nach 19.00 Uhr
- zu lange Fahrzeit zwischen zu Hause und Arbeitsplatz gegenüber dem Pkw
- zu lange Wartezeiten bei Umsteigevorgängen
- nicht abgestimmte Fahrpläne
Ein fehlendes oder schlecht wahrgenommenes ÖPNV-Angebot wird auch beim Themenfeld „Busangebot“ an erster Stelle angegeben.
Erwartungsgemäß stellt der Aspekt „Reisezeit“ mit Abstand den wichtigsten Grund für die Nennung von „Umsteigen (Verknüpfung der Fahrpläne)“ als das dringendste Themenfeld dar.
Eine Sonderrolle stellt das Themenfeld „Maßnahmen im Bahnangebot“ dar. Hier wird die Infrastruktur als eine wichtige Aufgabe genannt, um den ÖPNV in Rheinland-Pfalz für mehr Menschen interessant zu machen. Konkret beziehen sich dabei die meisten Nennungen auf das Thema Reaktivierung der stillgelegten Schienenstrecken im Land.
Integration in den Landesnahverkehrsplan
Die wesentlichen Bedürfnisse, die sich aus dieser Bürgerbefragung für den Landesnahverkehrsplan ergeben haben, werden im Laufe des Beteiligungsverfahrens und bei der Ausarbeitung der Rahmenvorgaben Einfluss finden.
Die Bürgerbefragung zeigt, dass für viele Menschen in Rheinland-Pfalz ein gutes, attraktives und vertaktetes Angebot den ganzen Tag und an allen Tagen der Woche eine wesentliche Stellschraube für einen möglichen Umstieg vom Pkw zum ÖPNV darstellt. Als attraktiv wird das ÖPNV-Angebot wahrgenommen, wenn es gegenüber dem PKW konkurrenzfähige Fahrzeiten, viele Direktverbindungen und gute Anschlüsse zwischen Bus und Bahn bietet.
Wir möchten uns auf diesem Weg bei allen bedanken, die an der Befragung teilgenommen und uns damit Hinweise auf das aus ihrer Sicht dringendste Anliegen im ÖPNV gegeben haben.